Herstellung

Bei der ökologischen Bewertung der Herstellung eines (Bau-) Produktes stehen folgende Gesichtspunkte im Vordergrund: Verfügbarkeit der Ausgangsmaterialien, der Primärenergiebedarf sowie die Freisetzung von Schadstoffen in die Umgebung.

Bei der Bewertung von Rohstoffvorräten wird zwischen bekannten und wirtschaftlich erschließbaren Lagerstätten (Ressourcen) sowie den vermuteten bzw. derzeit aus wirtschaftlichen Gründen nicht erschlossenen Lagerstätten (Reserven) unterschieden. Da die Entwicklung der Abbauraten bei bekannten Lagerstätten ebenso wie der tatsächliche Umfang der Ressourcen nur schwer vorausgesagt werden können, werden die quantitativen Daten zu den Rohstoffvorräten regelmäßig neu bestimmt.

Die Verfügbarkeit von Rohstoffen ist daher nur ein rein quantitatives Kriterium. Unterschieden wird dabei in Rohstoffe mit begrenzten Vorräten und in Rohstoffe, deren Vorräte als unbegrenzt angesehen werden (z.B. nachwachsende Rohstoffe, Recycling-Materialien).


Rohstoffe vom Abbau bis zur Baustelle


Rohstoffe Primärenergiebedarf


Der Primärenergiebedarf für einen Baustoff ergibt sich aus der Summe des Energiebedarfs für den Rohstoffabbau, den Transport und die Bereitstellung von Rohstoffen und Halbzeugen, für den eigentlichen Herstellungsprozess und dem Transport zur Baustelle. Dabei werden auch die unterschiedlichen Verluste bei der Erzeugung der benötigten Nutzenergie (Wärme, Bewegung, elektrische Energie u.a.) aus Kohle, Erdgas, Öl oder Kernkraft in die Betrachtung mit einbezogen.

Aufgrund der nationalen und regionalen Unterschiede der Energieerzeugung, unterschiedlicher Transportwege und teilweise sogar abweichender Herstellungsverfahren können sich die Angaben für den Primärenergiebedarf einzelner Baustoffe im internationalen Vergleich teilweise deutlich unterscheiden.
Art und Umfang von Schadstoffemissionen bei der Herstellung von Baustoffen und Bauprodukten werden durch den jeweiligen Herstellungsprozess bestimmt. In den meisten Fällen kann davon ausgegangen werden, dass bei einem technisch aufwendigen Verfahren mehr und/oder problematischere Stoffe freigesetzt werden (und aus Abluft bzw. Abwasser durch aufwendige Filter, Wäscher, Abscheideanlagen u.a. wieder entfernt werden müssen) als bei einfachen Produktionsabläufen. Im Zusammenhang mit dem Primärenergiebedarf gilt dabei, dass mit steigendem Grad der Rohstoffveränderung grundsätzlich der Energieeinsatz und auch der Schadstoffausstoß bei der Herstellung (durch die Verbrennung der fossilen Energieträger) vergrößert werden.

Beispiel:

Der Rohstoff für Kunstharzbeschichtungen ist Erdöl, dessen Rohstoffvorräte bei gleich bleibendem Verbrauch voraussichtlich im Jahre 2042 erschöpft sein werden. Für die Produktion einer Kunstharzbe-schichtung sind 15 energieintensive Synthesen notwendig, bei denen jeweils nur zu 50% das gewünschte Produkt entsteht. Insgesamt ergibt sich eine Produktausbeute bezogen auf den Rohstoff Erdöl von lediglich 0,002 %. Die Zwischenprodukte sind Gesundheitsgefährdende bis giftige oder auch Krebserzeugende Stoffe; die Produktionsreste können nur teilweise verwertet werden. Bei einer Beschichtung mit Naturharz wird demhingegen der Rohstoff durch Anzapfen von Kiefern gewonnen. Durch einen relativ einfachen Herstellungsprozess kann aus dem Rohharz mit einem geringen Energieaufwand eine Naturharzbeschichtung hergestellt werden. Der gesamte Prozess ist allerdings sehr personalintensiv.


Nutzung und Verarbeitung

Bei der Beurteilung der Umweltauswirkungen bei der Verarbeitung und der Nutzung steht die mögliche Schadstoffbelastung der verarbeitenden Handwerker und der späteren Bewohner im Vordergrund. Insbesondere spielen dabei die Schadstoffe eine Rolle, die über die Luft abgegeben werden: Gase, mineralische und organische Feinstäube, Schwermetalle und Radioaktivität.


Entsorgung

Häuser und die darin verarbeiteten Baustoffe gehören zu den langlebigsten Gütern überhaupt. Aber auch diese Materialien müssen irgendwann einmal entsorgt werden. Bei der Beurteilung der Umweltauswirkungen kommt es zu diesem Zeitpunkt darauf an, ob und in welchem Umfang die betreffenden Stoffe wiederverwertet werden können bzw. wie problematisch und aufwendig ihre umweltgerechte Deponierung wird.


Schadstoffe und Grenzwerte

Als Schadstoffe werden die Stoffe bezeichnet, die bei Menschen, die mit diesen Stoffen in Berührung kommen (z.B. durch Hautkontakt oder durch Einatmung), eine Beeinträchtigung des Wohlbefindens oder sogar der Gesundheit hervorrufen können. Die nachgewiesene Gefährdung durch diese Stoffe ist nicht allein durch das bloße Vorhandensein begründet, sondern vor allem, ob und wie sie freigesetzt werden.

Der Gesetzgeber hat für eine Reihe von Schadstoffen, die auch in der Baupraxis auftreten können, Grenzwerte (z.B. MAK-Werte, TRK-Werte) festgelegt, die die Grundlage für Arbeitsschutzmaßnahmen bilden. Diese Grenzwerte beziehen sich i.d.R. auf den „beruflichen Umgang“ mit den jeweiligen Stoffen, d.h. auf die Auswirkungen dieser Stoffe auf einen gesunden Erwachsenen, der diesen Stoffen im Durchschnitt 40 Stunden pro Woche ausgesetzt ist.


Definition von MAK- und TRK-Werten

MAK-Wert  Maximale Arbeitsplatzkonzentration

Definition:

Die Konzentration eines Stoffes in der Luft am Arbeitsplatz, bei der im allgemeinen die Gesundheit der Arbeitnehmer nicht beeinträchtigt wird. 
TRK-Wert  Technische Richtkonzentration

Definition:

Die Konzentration eines Stoffes in der Luft am Arbeitsplatz, die nach dem Stand der Technik erreicht werden kann.

Diese Grenzwerte gelten für Krebserzeugende oder krebsverdächtige Stoffe. Selbst bei Einhaltung dieser Werte sind Gesundheitsgefährdungen nicht vollständig auszuschließen, entsprechende Schutzmaßnahmen sind zu treffen. 

Die Übertragung solcher Grenzwerte auf den Wohnbereich, in dem sich über wesentlich längere Zeiträume auch Kinder und kranke Menschen aufhalten, ist daher sehr problematisch. Darüber hinaus ist zu berücksichtigen, dass es für viele neue Stoffe und Produkte noch keine Informationen über Langzeitwirkungen oder über die Wirkungen bei der Kopplung mit anderen Produkten gibt.

Die Liste der möglichen Schadstoffe ist lang und selbst für einen erfahrenen Bauchemiker häufig nicht mehr zu überblicken. Daher werden in der folgenden Liste zunächst die wesentlichen Schadstoffe bzw. Schadstoffgruppen und ihr mögliches Vorkommen im Gebäudebestand aufgeführt.

Im nachfolgenden Kapitel sind für die wichtigsten Schadstoffe, die in Altbauten auftreten können, steckbriefartig die wesentlichen Informationen über Produkte oder Bauteile, in denen diese Stoffe enthalten sein können, Möglichkeiten für die Erkennung dieser Stoffe bei der Bestandsanalyse, von ihnen ausgehenden Gesundheitsgefahren und ihre Behandlung bei Instandsetzungs- bzw. Modernisierungsarbeiten zusammengestellt.


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