Optimierung RLT-Anlagen

Optimierung von raumlufttechnischen Anlagen

Viele der raumlufttechnischen Anlagen im Gebäudebestand arbeiten nicht effizient. Teilweise haben sie einen sehr hohen Stromverbrauch, teilweise lassen sie Raumwärme ungenutzt entweichen. Ausschlaggebend sind hierfür häufig vier Gründe:


Zum Zeitpunkt der Anlagenerstellung wurden hohe Sicherheitszuschläge bei der Dimensionierung angesetzt.
Seit der Anlagenerstellung wurden Wartung, Instandhaltung und Bedienung nicht in vollem Umfang bzw. nicht fachgerecht durchgeführt.
Durch eine Änderung der Gebäude- oder Raumnutzung haben sich die Lastanforderungen geändert.
Die inneren Lasten (Kühlgeräte, Bildschirmarbeitsplätze etc.) haben sich geändert.

Die häufigsten Gründe, die bei raumlufttechnischen Anlagen zu erhöhten Strom- und Raumwärmeverbräuchen etc. führen können, sind in der Tabelle zusammengestellt. Bei der Änderung und Optimierung einer Anlage ist es notwendig, eine mittelfristig wirtschaftliche Lösung zu finden, bei der die Investitionskosten gering gehalten werden und sich zugleich möglichst große Energieeinsparungen sowie ökologische Vorteile ergeben.


Nutzung und Anforderung

bestehende Anlage ist zu groß/überdimensioniert
Dimensionierung erfolgte zu einem Zeitpunkt, an dem Energiekosten und -verbräuche nicht als Entscheidungskriterien berücksichtigt wurden
Auslegung wurde nicht auf die tatsächliche Raumnutzung abgestimmt
Raumnutzung wurde gegenüber der ursprünglichen Planung geändert

Keine bedarfsgerechte Luftmenge

Auslegung erfolgte nicht nach den Mindestanforderungen sondern mit hohen Sicherheitsfaktoren und „Angstzuschlägen“
Luftmengen wurden auf Luftauslässe festgelegt, die nach rein gestalterischen Vorgaben ausgewählt wurden

Anlagenlauf- und Schaltzeiten

feste Betriebszeiten von 6.00 Uhr bis 22.00 Uhr
Wochenendbetrieb mit voller Anlagenleistung
während Reinigungszeiten Arbeit mit voller Anlagenleistung
Komplizierte Anlagenbedienung und nicht eingewiesenes Personal

Kälte- und Wärmeübertragung

Wärme- und Kälteüberträger mit schlechten Wirkungsgraden
hohe Druckverluste auf der Luft- und Wasserseite

Aufwendige Lüftungswege

Langes, verzweigtes Luftnetz, Verteilung von einer Technikzentrale aus
Luftauslässe falsch positioniert

Ventilatoren

veraltete und nicht erneuerte Ventilatoren mit hohen Druckverlusten bzw. hohem Energieverbrauch
Geförderte Luftmenge ist nicht bedarfsgerecht, schlechter Motorenwirkungsgrad, Wirkungsgradverluste durch Keilriemenantrieb
nur einstufiger Betrieb ohne Lastanpassung an Raumluftanforderungen möglich

Luftbefeuchtung

Wäscher mit geringem Wirkungsgrad / große entkeimte Wassermenge erforderlich
Dampfbefeuchtung mit hohem Energieverbrauch

Meß-, Steuer- und Regelungstechnik


Taupunkttemperaturregelung bei Luftwäschern

Lastanpassung bei Wäscher nicht möglich
hoher Energieverbrauch durch Erwärmen der Luft nach dem Wäscher

Bedarfsgerechte Luftmengenregulierung

Einstufige Ventilatoren ohne Lastanpassung
Drallregler erzeugt Druckverlust bzw. geringen Volumenstrom

Temperatur und Messfühler

Meßwerte werden falsch erfasst
Geräte- und Raumfühler sind falsch positioniert
Messung über spezielle Lastpunkte verfälscht das Gesamtergebnis

Wartung und Instandhaltung

keine Wartungsverträge mit Fachfirmen
Verschmutzung und Verkeimung
falsche Regelgrößen eingestellt
kein bedarfsgerechter Austausch von Bauteilen mit geringer Lebenserwartung

Aufnahme des Gebäudezustandes und der Anlage

Ermittlung des tatsächlichen Anlagenzustandes
Feststellung und Beschreibung der Schwachpunkte im Anlagensystem
Ermittlung der inneren Kühl- und Heizlasten
Langzeitmessung von Raumlufttemperatur und -feuchte
Bewertung unterschiedlicher (Extrem-) Lastfälle für Kühl- und Heizlast

Langszeitnutzung

Ermittlung der (Rest-) Lebensdauer der Geräte und Anlagen
Ermittlung der Möglichkeiten, die Lebensdauer der Geräte und Anlagen durch Wartung und Instandhaltung zu verlängern

Nutzungsbedingungen

Festlegung der Nutzung der Räume, die mit der raumlufttechnischen Anlage (RLT) versorgt werden
Festlegung der Anlagenschaltzeiten (tage- und wochenweise!)

Bedarfsgerechte Gebäude-/Anlagensimulation

Ermittlung der typischen Tagesverläufe mit Simulationsprogrammen
Festlegung von kurzfristigen Überschreitungen von Idealkonditionen
Ermittlung von Möglichkeiten für den Verzicht auf Raumkühlung

Optimierungsstrategie

Umstellung von analoger auf digitale Steuerungstechnik
Abstimmung der Meß-, Steuer- und Regelungstechnik (MSR) und der digitalen Regelungstechnik auf die Anlage
Erhöhung des Bedienkomforts

Umsetzung

Auswahl der Anlagenkomponenten nach dem Stand der Technik
Austausch einzelner Komponenten und kompletter Anlagenteile
Information und Unterweisung des Bedienungspersonals

Nachfolgende Tabelle enthält eine Checkliste für eine Optimierung von raumlufttechnischen Anlagen. Bei allen Planungs- und Ausführungsschritten sollte darauf hingewirkt werden, dass raumlufttechnische Anlagen grundsätzlich nur zur Lufterneuerung und zur Abfuhr innerer Wärmelasten dienen sollen (und nicht z.B. zur punktuellen Schadstoffabfuhr).


Auslegung/Kanalnetz

Kanalnetz dem tatsächlichen Bedarf anpassen!
Luftmenge genau ermittelt und einstellen
Luftein- und -auslasse dem Bedarf anpassen!

Auslegung und Aufteilung - Nutzungsbereich

Aufteilung des Kanalnetzes nach Lastbereichen!
Aufteilung der Anlagen - eigene Versorgung mit hoher Lastanforderung!
Innere Lasten in einem Raum zusammenfassen!

Mehrere Anlagen für ein Gebäude

Anlagen etagenweise oder entsprechend bestimmter Bauabschnitte zusammenfassen!

Zonenregelung

Abschaltmöglichkeiten für einzelne Raumzonen vorsehen!
Nacherhitzer für Raumzonen einbauen!
Schaltmögiichkeiten durch Raumtableaus für den Nutzer einrichten!
Temperatursteuerungsmöglichkeiten für den Nutzer einrichten!

Drehzahlgeregelte Ventilatoren

Direktantrieb für Ventilatoren vorsehen!
Lastanpassung von 20 - 100% durch Drehzahlregelung ermöglichen!
Druckverluste durch Ventilatorenauswahl minimieren!

Luftbefeuchtung

Bedarf für Luftbefeuchter prüfen!
Wäscher einregulieren!
Befeuchtung dem Luftstrom anpassen!
Möglichkeit für Lastanpassung durch Drehzahlregelung der Wäscherpumpe prüfen!

Wärmerückgewinnungssystem

Wärmetauscher mit hohem Wirkungsgrad einsetzen!
Möglichkeit der Zuluftkühlung durch Abluftbefeuchtung prüfen!

Wärmeübertrager (Erhitzer, Kühler)

Bauelemente mit hohem Wirkungsgrad vorsehen!
Ersatz von elektrischem Strom durch Gas, öl, Fernwärme etc. prüfen!
Schaltzeiten der Kältemaschine prüfen!

Steuerung

DDC-Technik einbauen (DDC: direct digital control)!
Möglichkeiten für Gebäudeautomation prüfen!
Stundenpläne für Anlagenlaufzeiten erstellen (incl. Wochenenden etc.)!
Anlagenlaufzeiten an Nutzungszeiten anpassen!
Gleitende Anpassung der Raumlufttemperatur und -feuchte an die Außenluft vorsehen (dabei ist kurzfristige Überschreitungen des Idealzustandes möglich)!

Bedienung

Anlagenfunktion und Abhängigkeiten am Leitrechner erläutern!
Bedienung und Schaltmöglichkeiten erläutern!
Auf Energieverbräuche und -einsparpotentiale hinweisen!

Wartung und Instandhaltung

Sichtprüfungen und Wartungsintervalle abstimmen!
Wartungsverträge vereinbaren!

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