Planungsschritte - Entsorgung

Neben einer weitestgehenden Verwertung der Bauabfälle durch sortenreine Trennung ist eine gründliche Planung der Entsorgungslogistik die zweite entscheidende Möglichkeit zur Kostenminimierung bei der Abfallentsorgung. Bei Untersuchungen auf Modellbaustellen haben sich acht praktikable Verfahrensschritte für die Einführung der Entsorgungslogistik von der Baustellenplanung vor dem Baubeginn bis hin zur Umsetzung ergeben.

1. Schritt: Erfassung der Abfallströme

Wichtigste Grundlage für ein Entsorgungskonzept auf einer Baustelle ist die Abschätzung der Abfallarten und -mengen. Dabei spielen der Umfang und die Dauer der Arbeiten nur eine untergeordnete Rolle. Während bei kleinen Maßnahmen allerdings häufig keine Leistungsbeschreibung vorliegt und die Abschätzung „aus dem Bauch heraus“ erfolgen muss, dient die Leistungsbeschreibung bei größeren Vorhaben als hervorragende Planungshilfe.

Zur Erfassung kann ein Kalkulationsblatt genutzt werden, das bereits die wesentlichen Abfallarten enthält und jederzeit durch weitere, für dieses Vorhaben typische Abfälle, ergänzt werden kann. Dies gilt insbesondere für Sanierungsvorhaben, bei denen während des Rückbaus häufig eine andere Abfallzusammensetzung zu erwarten ist als bei Neubaustellen.

Durch die Auswertung des Leistungsverzeichnisses (Neubau) bzw. von Plänen, Skizzen oder des Aufmaßes (Sanierung) und die Eintragung der geschätzten Abfallmengen kann die Art, die Größe und die Einsatzzeit der benötigten Sammelbehälter gewählt werden. Wird diese Kalkulation bereits bei der Angebotserstellung durchgeführt und sind die einzelnen Verwertungs- und Beseitigungskosten bekannt, kann es darüber hinaus auch zur Ermittlung der Entsorgungskosten bei der Angebotsabgabe verwendet werden. Wie detailliert dieses Kalkulationsblatt ausgefüllt werden kann, hängt selbstverständlich vom Leistungsverzeichnis ab. Je genauer die Positionen beschrieben werden, umso einfacher können die Mengen abgeschätzt werden.

Eine noch bessere Erfassung erhalten Sie, wenn die Kalkulation und die Bestimmung der Anfallzeiten für jeden einzelnen, zeitlich aufeinander folgenden, Bauabschnitt erfolgt. Daraus können während der Bauarbeiten die Anforderungszeiten für bestimmte Container abgeschätzt und mit den Entsorgern abgesprochen werden. Dies ist besonders wichtig, wenn Spezialbehälter benötigt werden, die vom Entsorger nur in beschränkten Umfang vorgehalten werden (z.B. Behälter für Sonderabfälle aus dem Rückbau oder gedeckelte Container).

Nach Beendigung der Baumaßnahme dient das Kalkulationsblatt zur Nachkalkulation der Entsorgungskosten. Auf diese Weise werden die Schätzungen bei weiteren Baumaßnahmen optimiert.

2. Schritt: Platzverhältnisse auf der Baustelle ermitteln und Skizze erstellen

Bevor anhand des Kalkulationsblatts die Sammelbehälter ausgewählt werden, muss der vorhandene Stellplatz auf der Baustelle ermittelt werden. Dafür sollte mit Hilfe der Baupläne oder bei einer Besichtigung eine möglichst maßstabsgetreue Skizze des Bauplatzes und der vorhandenen Stellplätze angefertigt werden.

Bei ausreichendem Platz, sind die Sammelbehälter so zu positionieren, dass sie von allen Mitarbeitern gut zu erreichen sind (unnötige Wege vermeiden), sie sich im Schwenkbereich des Krans befinden, eine Fremdnutzung verhindert wird und sie von den Transportfahrzeugen gut erreichbar sind.

Ist nur wenig Stellplatz vorhanden (vorwiegend im innerstädtischen Bereich), hängen die Anzahl und Größe der Behälter stark vom zu erwartenden Abfallaufkommen ab. In diesem Fall ist eine möglichst gute Abschätzung der Abfallmengen besonders wichtig. Besonders Platz sparend einsetzbar sind auf diesen Baustellen insbesondere stapelbare Kleincontainer.

3. Schritt: Behälter auswählen

Die Art und Größe der Sammelbehälter richtet sich nach den Ergebnissen der ersten beiden Planungsschritte. Zusätzlich hängt die Wahl auch von der möglichen Nutzung firmeneigener Behälter ab. Der Entsorgungsmarkt bietet eine umfangreiche Palette von Sammelbehältern, die vielen Anforderungen genügen (Mulden, Kleincontainer, Gittercontainer, Big-Bag's, Säcke u.v.m.).

Die Größe der Sammelbehälter sollte so gewählt werden, dass unnötige Standzeiten verhindert werden. Auf kleineren Baustellen oder bei fehlendem Stellplatz muss der Einsatz von tragbaren Abfallbehältern (Säcke, Eimer) und anderen Vorsammelbehältern eingeplant werden, die direkt auf ein Fahrzeug entleert oder dort abgestellt werden können. Alle Behälter müssen so gut wie möglich vor Fremdnutzung und dem Eindringen von Regenwasser geschützt werden.

Auf Großbaustellen kann die direkte Entsorgung von Verpackungsabfällen über Rücknahmesysteme eingeplant werden. Die Sammelbehälter müssen dafür mit dem beauftragten Entsorger abgesprochen werden.

4. Schritt: Recherchen über regionale Entsorgungsmöglichkeiten

Nach der Abschätzung der Abfallarten und -mengen und der Wahl der Behälter sollten die verschiedenen Entsorgungsmöglichkeiten (Behälterangebot, Beseitigungs-, Verwertungs- und Transportkosten, Annahmebedingungen) vor Ort recherchiert werden, falls sie noch nicht ausreichend bekannt sind. Aufgrund des stark schwankenden Entsorgungsmarktes wird dringend zu einer ständigen Kontrolle der regionalen Bedingungen und Angebote geraten.

5. Schritt: Verantwortlichen benennen

Der Verantwortliche für alle Entsorgungsfragen auf der Baustelle muss möglichst jederzeit erreichbar sein (z.B. Vorarbeiter oder Polier) und sollte schon bei der Planung mit einbezogen werden. Gerade die Bauausführenden können manchmal wichtige Tipps über praxisnahe Lösungen für den Baustellenbetrieb geben.

6. Schritt: Baustelleneinrichtung

Beginnen die Bauarbeiten, ist die Baustelle entsprechend der gewählten Entsorgungslogistik komplett einzurichten. Dazu gehören neben der Aufstellung der (Vorsammel-) Behälter, die Kennzeichnung aller Sammelbehälter, das Aufhängen von Informationsplakaten über die Abfalltrennung auf der Baustelle an zentralen Stellen und die Aufstellung von „Gelben Säcken“ in den Aufenthaltsräumen (Baubuden) für die Verkaufsverpackungen der Mitarbeiter mit dem „Grünen Punkt“.

7. Schritt: Information und Kontrolle

Eine optimale Umsetzung der gewählten Maßnahmen auf der Baustelle kann nur bei einer ausreichenden Information aller Mitarbeiter erreicht werden. Daher sind kleine „Vor-Ort“-Schulungen auf der Baustelle (ca. 15 Minuten) zu empfehlen, die vom Bauleiter oder Polier durchgeführt werden können. Bei diesen zentralen Veranstaltungen werden Hinweise zur Trennung und zum Umgang mit Abfällen auf der Baustelle gegeben.

Darüber hinaus müssen vom Verantwortlichen auf der Baustelle unbedingt Kontrollen über die sortenreine Trennung durchgeführt werden. Nur wenn die Mitarbeiter auf Fehlwürfe in die Container oder falsches Verhalten beim Umgang mit Abfällen hingewiesen werden, ist eine gute Umsetzung des Entsorgungskonzepts gewährleistet.

Wichtig ist auch die rechtzeitige Meldung von gefüllten Sammelbehältern, um eine Lagerung von Abfällen neben den Containern oder Säcken zu verhindern.

8. Schritt: Absprache mit anderen Gewerken

Um schließlich die umfassende Planung der Abfallentsorgung auf der gesamten Baustelle erfolgreich umzusetzen, müssen auch die auf der Baustelle tätigen Fremdfirmen informiert werden. Insbesondere wenn eine gemeinsame Nutzung von Abfallbehältern angestrebt wird, sollten die Firmen bereits in die Planung einbezogen werden, um eine optimale Behälterwahl treffen zu können. Beste Voraussetzung für eine gute Zusammenarbeit im Bereich der Entsorgung bietet eine entsprechende vertragliche Regelung zwischen den beteiligten Firmen.