Bauarten-Mauerwerksbau

Als Mauerwerk werden alle aus natürlichen und / oder künstlichen Steinen hergestellten Bauteile bezeichnet. Das gemeinsame Merkmal für alle Steine besteht darin, dass ihre Druckfestigkeit sehr viel höher ist als ihre Zugfestigkeit.

In der Regel werden die Steine im Mauerwerk durch Mörtel verbunden. Das Mörtelbett dient dazu, vorhandene Unebenheiten der Steinlagen auszugleichen (plastisch verformbar beim Einbau) und die Lastübertragung zwischen den Steinen zu gewährleisten (Erhärtung). Im Normalfall liegt die Stärke des Mörtelbettes nach der Erhärtung im Bereich von 10 bis 12 mm. Bei sehr unregelmäßigen Steinen (Natursteinen) fällt das Mörtelbett i.d.R. dicker aus. Bei planparallelen Steinen genügt ein nur 2 bis 3 mm starkes Mörtelbett (Dünnbettmörtel) oder kann im Extremfall sogar ganz entfallen.

Die folgende Tabelle enthält eine Zusammenstellung der am häufigsten verwendeten genormten künstlichen Steine.

Bezeichnung   
Ziegel gem. DIN 105  Keramischer Baustoff aus Ton oder Lehm mit oder ohne mineralische Zusätze:

Ziegel (Brenntemperatur 900 - 1.100 °C) Klinker (Brenntemperatur ca. 1.400 °C) 
Kalksandstein gem. DIN 106  Mischung aus 92 % feuchtem Quarzsand und 8 % Feingemahlenem Baukalk, unter Druck bei 170 °C erhitzt 
Hüttenstein gem. OIN 398  Dampfgehärtete Mischung aus granulierter Hochofenschlacke und Zement oder anderen hydraulischen Bindemitteln 
Porenbetonstein gem. DIN 4165  Dampfgehärteter feinporiger Beton aus Zement und/oder Kalk, feinkörnigem Quarzsand sowie Porenbildenden Zusätzen und Wasser 
Steine aus Beton und Leichtbeton gem. DIN 18 153  Beton mit haufenwerksporigem Gefüge bzw. Leichtbeton mit Zuschlägen aus porigem Gefüge 

Zurzeit wird auf dem Baustoffmarkt auch eine Reihe von nicht genormten Steinen angeboten. Für neue Entwicklungen von Steintypen oder Weiterentwicklungen bekannter Steine, die sich z.B. durch eine verbesserte Wärmedämmung, größere Formate oder preiswertere Ausgangsstoffe auszeichnen, gibt es häufig (noch) keine DIN-Normen. Dazu zählen auch die so genannten Schalungssteine, d.h. Hohlkörper aus Stein oder Polystyrol (Isorast), die trocken verlegt werden können und dann mit Beton aufgefüllt werden. Da sich der Beton horizontal und vertikal in den Schalungssteinen verteilt, ergibt sich eine aussteifende Scheibe.

Der im Mauerwerksbau eingesetzte so genannte Normal-Mörtel wird nach steigender Druckfestigkeit und zunehmender Wasserbeständigkeit in fünf Gruppen (MG I bis lIla) eingeteilt (DIN 1053: Mauerwerk). Diese Unterteilung spiegelt in erster Linie den Einfluss der - neben Sand, Wasser und Mörtelzusätzen - bei der Herstellung eingesetzten Bindemittel wieder. Darüber hinaus wird in der Praxis auch sog. Leichtmörtel (LM) und Dünnbettmörtel verwendet.

Bezeichnung
Mörtelgruppe 
Eingesetzte Bindemittel  Verwendungsbeschränkung 
MG I  Luftkalk, Wasserkalk, hydraulischer und hochhydraulischer Kalk (MG I wird wegen des langsam trocknenden Luftkalk nur noch selten verwendet)  • Nicht zulässig für Gewölbe und Kellermauerwerk
• Nicht zulässig bei mehr als 2 Vollgeschossen und Wandstärken unter 24 cm (Innenwand oder monolithischer Wand)  
MG II  Hochhydraulischer Kalk mit oder ohne Zement bzw. Luft-/ Wasserkalk mit Zement  • Nicht zulässig für Gewölbe 
MG IIa  Hochhydraulischer Kalk mit Zementzusatz  • Nicht zulässig für Gewölbe 
MG III  Hochhydraulischer Kalk mit Zementzusatz und gebranntem „trockenem gelöschtem“ und gemahlenem Kalk  • Nicht zulässig für Vermauern der Außenschale bei zweischaligem Mauerwerk (außer als Fugenmörtel bei nachträglichem Verfugen) 
MG IIIa  Wie MG III, nur mit anderen Zusätzen  • Nicht zulässig für Vermauern der Außenschale bei zweischaligem Mauerwerk (außer als Fugenmörtel bei nachträglichem Verfugen) 

Grundsätzlich gilt, dass für innen liegendes Mauerwerk alle Mörtelgruppen verwendet werden können. Beim Verblendmauerwerk bestehen hohe Anforderungen an die Schlagregensicherheit, so dass Mörtel der Gruppen III und lIla nicht verwendet werden dürfen.

Auf der Baustelle wird neben der o.g. Einteilung für Mörtel, auch eine weitere Einteilung verwendet, die die verschiedenen Lieferformen berücksichtigt. Es wird dabei unterschieden zwischen Werkvormörtel (trockenes Gemisch aus Sand und Luftkalk), der auf der Baustelle unter Zugabe von Wasser und Zement weiterverarbeitet wird, und Frischmörtel, der als wasserhaltiges Gemisch angeliefert wird und binnen 36 Stunden verarbeitet werden muss. Daneben werden auch so genannte Werk-Trockenmörtel verwendet, die als Gemisch mit ofentrockenen Zuschlägen und Bindemitteln angeliefert und durch Zugabe von Wasser auf der Baustelle weiterverarbeitet werden. Durch eine genaue Abstimmung der Ausgangsbestandteile lässt sich Werk-Trockenmörtel besonders gut auf spezielle Anforderungen einstellen.

Bei der Verbindung künstlicher (oder natürlicher) Steine zu einem Mauerwerk ist eine Verzahnung der einzelnen Steine zu einem geordneten Verband notwendig, um die anstehenden vertikalen Lasten abzuleiten.

Bei der Herstellung von Mauerwerksverbänden wird unterschieden in so genannte Läufer (parallel zur Mauerwerksebene) und Binder (senkrecht zur Mauerwerksebene). Die Stoßfugen in zwei aufeinander folgenden Schichten dürfen nicht lotrecht in die gleiche Ebene fallen, um eine Schwächung der statischen Belastbarkeit der Mauerwerksscheibe zu verhindern.

Mauerwerk ist wegen seiner geringen Zugfestigkeit empfindlich gegen Horizontalbelastungen, die senkrecht zur Mauerwerksebene wirken. Für einen belastbaren Verbund ist es notwendig, durch Aussteifungen bzw. Querwände, Fundamentplatten oder Deckenscheiben eine (statisch) geschlossene Zelle zu bilden. Alternativ dazu können entweder eingespannte Stäbe (Stahl, Stahlbeton) im Mauerwerk angeordnet oder aussteifende umlaufende Stäbe (z.B. Ringbalken bei Holzbalkendecken) angebracht werden.

Für die Statik wird unterschieden zwischen tragenden Wänden, die senkrechte Lasten aus den Decken bzw. darüber liegenden Geschossen aufnehmen und als aussteifende Elemente bei der Ableitung von horizontalen Lasten dienen, und nicht tragenden Wänden, die keine Lasten aus dem Bauwerk aufnehmen. Als drittes Element spielen bei der Statik Wandöffnungen eine Rolle. Das sind ausreichend weite Abschnitte, die zur Ableitung erhöhter Spannungen bzw. Lasten senkrecht auf Pfeiler etc. dienen.