Konstruktiver Feuchteschutz

Feuchtigkeit kann von außen durch Grundwasser, Niederschlagswasser (Regen, Schnee) oder durch Wasserdampf (in Form von feuchter Luft) auf die Bauteile einwirken. Von innen kann das Gebäude durch Wasser (z.B. in Bädern, Küchen), Wasserdampf (Mensch, erhitztes Wasser), Kondenswasser sowie Baufeuchte (Feuchtigkeit, die während der Errichtung des Gebäudes durch anfallendes Wasser in die Bauteile gelangt, z.B. durch Anmachwasser, Regenwasser) beeinflusst werden.

Die Einwirkung von Feuchtigkeit kann zu verschiedenen Schäden am Gebäude führen. Eine Folge davon ist ein verminderter Wärmeschutz, der zusätzliche Heizenergieverluste und eine Verschlechterung des Innenraumklimas nach sich zieht. Durch die Übertragung der Feuchtigkeit auf andere Bauteile und Möbel können auch diese durch Quellen bzw. Schwinden geschädigt werden. Zusätzlich wird durch eindringende Feuchtigkeit die Entwicklung von Insekten und Pilzen begünstigt, die zu gesundheitlichen Problemen und zur Zerstörung der Bausubstanz führen können.

Darüber hinaus kann es aufgrund eingedrungener Feuchtigkeit im Mauerwerk, z.B. in der kalten Jahreszeit, zu Zerstörungen durch Frost kommen oder es können Pflanzenwurzeln in das Mauerwerk eindringen. Durch Herauslösen von Salzen (z.B. aus Mörtelbestandteilen oder Anmachwasser) kann es auf der Mauerwerksfläche zu Ausblühungen (d.h. wieder auskristallisierte Salze) kommen.

Konstruktiver Feuchteschutz

Um diese Schäden zu vermeiden, müssen Bauteile durch geeignete Maßnahmen geschützt werden. Bauteile aus Stahl und Nichteisenmetallen sind gegen Korrosion zu schützen. Bauteile aus Holz sind vor tierischen und pflanzlichen Schädlingen und Materialien aus anderen organischen Baustoffen vor Fäulnis zu bewahren. Bei porösen Bauteilen muss die Feuchtigkeit durch besondere konstruktive und chemische Maßnahmen ferngehalten werden.

An dieser Stelle werden die konstruktiven Maßnahmen zum Feuchteschutz näher beschrieben. Die bauphysikalischen Grundlagen werden im Kapitel Bauphysik ausführlich erläutert.

Die Anforderungen und Hinweise für Planung und Ausführung zum Feuchteschutz sind in folgenden DIN-Normen festgelegt:

Bauwerksabdichtungen DIN 18195 Teil 1-10
Klimabedingter Feuchteschutz DIN 4108 Teil 3

Das Verhalten eines Bauteils gegenüber Feuchtigkeit ist von verschiedenen Eigenschaften der verwendeten Materialien abhängig. Dazu gehört die Eigenschaft eines Baustoffs, Luftfeuchtigkeit aufzunehmen und zu binden. Diese sogenannte hygroskopische Gleichgewichtsfeuchte ist von der Temperatur und der relativen Feuchte der umgebenden Luft abhängig. Die Feuchtigkeit wird so lange gespeichert, bis dieses Gleichgewicht erreicht wird. Sinkt dann die relative Luftfeuchtigkeit in der Umgebung wieder ab, wird die gespeicherte Feuchtigkeit aus dem Baustoff abgegeben bis erneut das Gleichgewicht erreicht ist. Ein Baustoff kann dadurch je nach Feuchtigkeitsaufnahmevermögen und Reaktionsgeschwindigkeit regulierend auf die Raumfeuchte wirken.

Ein weiterer Transportmechanismus ist die Wasserdampfdiffusion. Damit bezeichnet man die Eigenbewegung des Wasserdampfes durch Baustoffe. Triebkraft hierfür sind unterschiedliche Wasserdampfdrücke auf beiden Seiten des Bauteils, der Transport verläuft in Richtung des Druckgefälles.

Durch die kapillare Leitfähigkeit kann Feuchtigkeit innerhalb des Bauteils transportiert werden. Die Geschwindigkeit ist abhängig vom kapillaren Gefüge des Baustoffs (Größe und Form der Kapillaren), sie kann bis zu 10mal größer sein als bei Diffusionsvorgängen. Dabei wandert das Kapillarwasser immer zur trockenen Seite hin (auch gegen den Diffusionsstrom), um dort zu verdunsten. Dadurch können Probleme mit Dampfsperren auftreten: Bei ungünstigen Temperatur- und Feuchtigkeitssituationen kann Wasser an der inneren Seite der Dampfsperre gestaut werden und somit in der Wand verbleiben.

Wasserdampf kondensiert zu Tauwasser, wenn sich die Luft so weit abkühlt, dass die sogenannte Taupunkttemperatur unterschritten wird. Verläuft das Temperaturgefälle im Bauteil so, dass der Taupunkt im äußeren Drittel liegt, so kann das Wasser schnell an die äußere Oberfläche transportiert werden. Je weiter innen dieser Taupunkt liegt, desto länger ist der Weg des Wassers zur Verdunstungsoberfläche. Innen liegende Wärmedämmung ist aufgrund des ungünstig liegenden Taupunktes möglichst zu vermeiden.

Grundsätzlich darf bei allen Maßnahmen des Feuchteschutzes die Wasserdampfdiffusion und die kapillare Austrocknung nicht behindert werden, damit die eingedrungene Feuchtigkeit wieder abgeführt werden kann (d.h. keine dichte Außenputze, keine Porenverschließende und wasserdampfdichte Anstriche, Vermeidung von Dampfsperren und Innendämmungen). Bei nachträglichen Dämm-Maßnahmen sollten stets Taupunktberechnungen durchgeführt werden, um Schäden durch die geplanten energiesparenden Maßnahmen auszuschließen.