Wirtschaftlichkeitsberechnungen - Grenzen

Für die Träger von Investitionsentscheidungen über Energiesparmaßnahmen ist es wichtig, über geeignete Auswahlmethoden und -kriterien zu verfügen. Technisch effiziente Formen der Energieverwendung werden oft nicht realisiert, weil sich der Investor unsicher ist, ob sich die Investitionen für ihn lohnen.
Die Grenzen der Aussagefähigkeit von Wirtschaftlichkeitsberechnungen werden durch die folgenden Punkte deutlich:

Wirtschaftlichkeitsrechnungen können - entgegen häufig anzutreffender Ansicht - keine exakten Werte für zukünftige Kosten und künftigen Nutzen von Investitionen liefern. Alle Aussagen sind mit Unsicherheiten behaftet, die auf der Prognose zukünftiger Entwicklungen (z.B. Zins, Energiepreise) beruhen. Nur innerhalb dieser Bandbreite - die bis zu 15% der ursprünglich bestimmten Kosten ausmachen kann - erlaubt eine Wirtschaftlichkeitsberechnung überhaupt verlässliche Aussagen.

Für die Bestimmung der Wirtschaftlichkeit gibt es unterschiedliche methodische Ansätze, die zu unterschiedlichen Rangfolgen bei der relativen Beurteilung verschiedener Investitionsvarianten führen können. Insbesondere entstehen durch unterschiedliche Nutzungsdauer der Investitionsalternativen Verzerrungen beim Vergleich der verschiedenen Methoden. Eine Abstimmung mit dem Auftraggeber im Vorfeld ist daher notwendig.

Selbst bei methodisch einwandfreiem Vorgehen, realistischer Abschätzung aller eingehenden Parameter und sorgfältiger Analyse kann eine vergleichende Wirtschaftlichkeitsrechnung häufig keine eindeutige Entscheidung zwischen unterschiedlichen Alternativen bieten. In vielen Fällen liegen die Ergebnisse der betriebswirtschaftlichen Rechnung so nah beieinander, dass das Wirtschaftlichkeitskriterium allein keine Entscheidung erlaubt. Insbesondere bei der Bestimmung der „optimalen Dämmstoffdicke“ ergeben sich in sehr vielen Fällen extrem flach ausgebildete Kurven für die Wirtschaftlichkeitsberechnung. Aufgrund der o.g. Unsicherheiten kann daher häufig nur von einem „optimalen Bereich“ für die wirtschaftlich sinnvollen Dämmstoffstärken gesprochen werden.

In der Praxis werden Investitionsentscheidungen häufig nicht nach Wirtschaftlichkeit gefällt. Ästhetische Gesichtspunkte, Verhaltensmuster oder Repräsentationswünsche sind oft die entscheidenden Kriterien. Neben diesen eher „subjektiven“ Maßstäben, gibt es aber auch durchaus „objektive“ Kriterien, die neben der Wirtschaftlichkeit von großer Wichtigkeit sind, wie z.B. die Verbesserung des Komforts (z.B. Raumklima, einfachere Bedienung, Behaglichkeit), Umweltkriterien (z.B. geringere Emissionen und damit Schutz von Gesundheit und Umwelt) oder die Wertsteigerung des Objekts (Erhalt und Konservierung der Bausubstanz).

Diese Punkte können nur mit einem erheblichen Aufwand in einer Wirtschaftlichkeitsberechnung dargestellt und berücksichtigt werden, müssen aber dennoch Beachtung finden und zumindest im Rahmen der Empfehlungen im Beratungsgespräch oder im Gutachten angesprochen werden.