Blower Door - Verfahren

Für die messtechnische Ermittlung des Luftwechsels hat sich in der Praxis die Dichtigkeitsmessung nach der Differenzdruckmethode, das sogenannte „Blower-Door-Verfahren“ (deutsch: „blasende Tür“), durchgesetzt. Dabei wird ein Drucktest für das gesamte Gebäude durchgeführt und innerhalb des beheizbaren Bereichs des Gebäudes eine stationäre Druckdifferenz zur Umgebung aufgebaut.

Das Blower-Door-Verfahren ist eine seit über 20 Jahren in den USA, Kanada und Schweden angewandte Methode zur Überprüfung der Luftdichtheit von Gebäuden. In Deutschland wird das Verfahren seit 1989 angewendet. Die einzelnen Schritte für die Durchführung und Auswertung einer Blower-Door Messung sind seit 2001 in der DIN EN 13829 geregelt („Wärmetechnisches Verhalten von Gebäuden - Bestimmung der Luftdurchlässigkeit von Gebäuden - Differenzdruckverfahren“).

Vorbereitung des Gebäudes für die Messung
klimatische Randbedingungen für die Messung
Verfahren für die Messwertaufnahme
Verfahren für die mathematische Auswertung der Meßwerte
Inhalte des Prüfberichts

Die Norm enthält aber keine Grenzwerte für die Luftdichtigkeit von Gebäuden. Entsprechende Richtwerte sind seit November 1996 im Teil 7 der DIN 4108 enthalten. Bei Messungen der Luftdichtheit von Gebäuden oder Gebäudeteilen darf demnach der gemäß DIN EN 13829 gemessene Luftvolumenstrom bei einer Druckdifferenz zwischen Innen und Außen von 50 Pa (n50-Wert: die sogenannte Luftwechselzahl, s.u.) folgende Werte nicht überschreiten:

bei Gebäuden mit natürlicher Lüftung bezogen auf das Raumluftvolumen: 3,0 h-1
bei Gebäuden mit ablufttechnischen Anlagen (auch einfachen Abluftanlagen) bezogen auf das Raumluftvolumen: 1,0 h-1

Der Wert für Gebäude mit ablufttechnischen Anlagen ist seit Juli 1998 durch eine Bekanntmachung im Bundesanzeiger auf den Wert 1,5 h-1 gelockert worden. In der Energieeinsparverordnung sind im Anhang 4 zu § 5 diese Grenzwerte für den n50-Wert im Neubaufall ebenfalls festgeschrieben worden.

Die Blower-Door-Ausrüstung besteht aus einem Gebläse, das mit Hilfe eines verstellbaren Rahmens und eines Nylontuchs luftdicht in den Rahmen einer der Außentüren des Gebäudes eingebaut werden kann. Über eine Drehzahlregelung für das Gebläse und verschiedene Messblenden kann der vom Gebläse geförderte Volumenstrom in einem weiten Bereich der jeweiligen Gebäudegröße und -dichtigkeit angepasst werden. Die Messausrüstung enthält weiterhin ein Manometer, das die Druckdifferenz zwischen dem Gebäudeinneren und der Umgebung ermittelt, sowie eine Einrichtung zur Bestimmung des Volumenstroms, der vom Gebläse gefördert wird.

Die Untersuchung eines Gebäudes mit dem Blower-Door-Verfahren verfolgt zwei Ziele:

Bestimmung der Luftwechselzahl n50

Dazu wird zunächst der Volumenstrom bestimmt, der für die Aufrechterhaltung eines Differenzdrucks von 50 Pa zwischen Innen und Außen erforderlich ist. Dabei werden sowohl Unterdruck- als auch Überdruckmessungen durchgeführt. Dividiert man diesen Wert durch das Luftvolumen des untersuchten Gebäudes, so erhält man den n50-Wert. Diese Luftwechselzahl wird international für die Bewertung der Luftdichtigkeit verwendet. Beispielsweise bedeutet ein n50-Wert von 3,0 h h-1, dass bei 50 Pa Differenzdruck das Luftvolumen des Gebäudes dreimal pro Stunde ausgetauscht wird. Aus diesem Messwert kann über ein Näherungsrechenverfahren der - gemäß EnEV zu verwendende - Rechenwert für die mittlere Luftwechselzahl ermittelt werden.

Ortung der noch vorhandenen Leckagen

Hierzu wird mit dem Gebläse im Gebäude ein Unterdruck von etwa 50 Pa eingestellt. Bei dieser Druckdifferenz lassen sich an Undichtigkeiten deutliche Luftströmungen nachweisen. Für das Auffinden undichter Stellen gibt es verschiedene Verfahren, die jeweils ihre eigenen Vorzüge und Nachteile haben.

Der Nachweis einer Luftströmung erfolgt z.B. durch Markierung mit Rauchröhrchen oder durch Messung der Strömungsgeschwindigkeit mit einem Anemometer (Windgeschwindigkeitsmessgerät). Da die Luftbewegung mit der Hand deutlich gefühlt werden kann, können bei einer schnellen Lecksuche Undichtigkeiten auch ertastet werden. In gesonderten Fällen kann der Einsatz eines Nebelgenerators oder einer Infrarot-Kamera erforderlich sein.

Bezeichnung  Vorteile  Nachteile 
Aufspüren

„Aufspüren“ der Strömungen mit der Hand. Die Haut ist für Luftströmungen bereits ab Geschwindigkeiten von etwa 0,1 m/s empfindlich. Die bei den Messungen oft vorhandene Temperaturdifferenz zwischen Innen und Außen erhöht die Sensibilität für Luftbewegungen weiter.  
sehr schnell

keinerlei Hilfsmittel erforderlich 
geringe Reichweite

fehlende objektive Dokumentierbarkeit der „Messung“

relativ geringe Ortsauflösung 
Rauchröhrchen

Mit Hilfe eines Handgeräts wird eine Nebelwolke freigesetzt, die auf das spezifische Gewicht der Luft abgestimmt wird und frei im Raum schwebt. Dadurch können auch kleine Luftströmungen sichtbar gemacht werden. 
sehr niedriger Preis - relativ schnell

Nachweis sehr schwacher Luftströmungen möglich

guter Dokumentationswert der Fotografien 
keine quantitative Aussagen über den Luftstrom

nur stichprobenartige Untersuchung 
Anemometer

Messen der Luftbewegungen durch Ermittlung der lokalen Strömungsgeschwindigkeit mit Hilfe von Hitzdrahtsonden oder Thermistoren (Halbleiterwiderstände). 
niedriger Preis

geringe Größe

Nachweis sehr schwacher Luftströmungen möglich 
nur stichprobenartige Untersuchung 
Infrarot-Thermographie (s.u.)

Messung der Oberflächentemperaturen. Bei Unterdruckmessungen führt die einströmende Kaltluft dazu, dass die Bauteile im Vorbeiströmen auskühlen, was mit einer Thermographiekamera in einem Falschfarbenbild sichtbar gemacht wird. 
Nachweis sehr schwacher Luftströmungen möglich

lückenlose Untersuchung und Messungen von Leckagen an schwer erreichbaren Stellen

hoher Dokumentationswert der IR-Bilder 
sehr hoher Anschaffungspreis

Größe

stabile Aufstellung erforderlich (wegen der relativ langen Belichtungszeiten)

niedrige Außentemperaturen für Messung erforderlich 
Theaternebel / Nebelgenerator

Der zu untersuchende Gebäudeteil wird dabei Innen sehr dicht mit Theaternebel geflutet. Anschließend wird mit dem Blower-Door-Gerät Überdruck erzeugt. Die Stellen, an denen der Nebel dann auf der Außenseite des Gebäudes sichtbar wird, geben Aufschluss darüber, wo die Luftströmung durch die eigentlichen Leckagen der Gebäudehülle hindurchtritt. 
lückenlose Untersuchung und Messungen von Leckagen an schwer erreichbaren Stellen

hoher Dokumentationswert der Fotografien 
hoher Aufwand zur Messvorbereitung