Recyclinggerechte Demontage

Nachdem die Bestandsanalyse für ein Sanierungsvorhaben abgeschlossen ist, können die ersten Rückbau- bzw. Demontagemaßnahmen geplant werden. Als wichtiger Bestandteil einer nachhaltigen Instandsetzung oder Modernisierung werden zunächst alle defekten technischen Bauteile und die zu erneuernden konstruktiven Bauelemente bzw. –stoffe demontiert und möglichst sortenrein bereitgestellt. Wichtig ist, den Rückbau so zu planen, dass die zu entsorgenden Materialien weitestgehende verwertet werden können und nur geringe Mengen auf Deponien oder in Abfallverbrennungsanlagen entsorgt werden müssen.

Dass sich die Trennung der Bauabfälle finanziell lohnt, haben Untersuchungen auf realen Sanierungsbaustellen ergeben. Zwar steigen mit einem hohen Trennungsgrad in den Demontagestufen die Lohn- und Gerätekosten. Gleichzeitig sinken jedoch die Entsorgungskosten so deutlich, dass sich bei einem selektiven Rückbau in der Regel die geringsten Gesamtkosten ergeben.

Welchen Stellenwert die Planung des Rückbaus beim jeweiligen Objekt hat, hängt vom Umfang der Maßnahme und von den Ergebnissen der Bestandsanalyse ab, insbesondere von der Ermittlung des Schadstoffpotentials. Je mehr Umweltschädigende Stoffe gefunden werden, umso intensiver muss die Planung erfolgen, um eine umweltgerechte und ökonomisch effiziente Demontage zu gewährleisten.

Damit wird auch verständlich, warum beim modellhaften Rückbau von Industrieanlagen mit z.T. erheblichem Schadstoffpotential, im Rahmen von verschiedenen Projekten in Deutschland, enorme Einsparpotentiale ermittelt wurden. Das bedeutet aber nicht, dass bei Sanierungsmaßnahmen in bestehenden Wohngebäuden dieser Rückbau sinnlos ist. Gerade im Rahmen einer nachhaltigen Instandsetzung und Modernisierung muss die getrennte Demontage und Entsorgung aus ökologischen Gründen durchgeführt werden.

Die Demontage sollte in folgenden Schritten erfolgen:

Entsorgungskonzept und Demontageplan anfertigen.

Die Grundlage für das Entsorgungskonzept bilden die voraussichtlich anfallenden Abfallarten und -mengen als Ergebnis der Bestandsanalyse. Mit Hilfe dieser quantitativen Erhebung können daraufhin die geplanten Entsorgungswege recherchiert, eventuell notwendige Genehmigungen eingeholt und die benötigten Sammelbehälter ausgewählt werden. Außerdem kann aus der groben Massenermittlung der Personalbedarf, eventuell mit der notwendigen Sachkunde, ermittelt werden.

Das Entsorgungskonzept ist schließlich Basis des Demontageplans. Er enthält alle zu demontierenden Bauteile und die geplante Separierung der Abfallarten in einer chronologischen Reihenfolge, entsprechend der oben genannten Schritte und dient den Mitarbeitern vor Ort als Demontageanweisung. Insbesondere sollte der Plan Hinweise zur Arbeitssicherheit und zum Gesundheitsschutz der Mitarbeiter enthalten.

Sperrmüll entfernen.

Sonderabfälle ausbauen und entsorgen.

Im Rahmen eines Rückbaus, bei dem schadstoffbelastete Baumaterialien oder kontaminierter Bauabfall aufgrund der gewerblichen Nutzung vermutet wird, muss auch die Datenrecherche (Planunterlagen, Nutzungsgeschichte) innerhalb der Bestandsanalyse um diesen abfallwirtschaftlich kritischen Punkt erweitert werden.

Werden Anzeichen festgestellt, die auf das Vorhandensein von Sonderabfällen schließen lassen, wie z.B.

Geruch nach Öl oder Chemikalien
verfärbte Boden-, Wand- oder Deckenflächen
Salz- und Flüssigkeitsaustritte an Leitungen und Abflüssen
Brandspuren
Lochfraß in Leitungen oder Metallteilen u.a.

muss sofort die Bauleitung und die Firmenleitung verständigt werden. Diese müssen den Kontaminationsgrad feststellen oder ein Gutachten eines Sachverständigen einholen, um den weiteren Entsorgungsweg festlegen zu können. Erst dann können die entsprechenden Bauteile unter Beachtung der Arbeitsschutzrichtlinien und den Anforderungen der Gefahrstoffverordnung demontiert werden.

Außerdem muss mit dem Auftraggeber, wenn nicht bereits entsprechende Regelungen im Bauvertrag vereinbart wurden, die Kostenübernahme geklärt werden. Jede Vermischung von kleinen Mengen Sonderabfall mit anderen Abfällen lässt die gesamte Charge (Container) zu Sonderabfall werden und führt zu deutlich steigenden Entsorgungskosten.

Wieder verwendbare Materialien, vorwiegend aus der technischen Gebäudeausrüstung, ausbauen.

In verschiedenen Städten und Regionen gibt es Baustoffbörsen, die interessierten Bauherren gebrauchte Baustoffe anbieten. Dies betrifft insbesondere historische Baumaterialien, die zur Renovierung von denkmalgeschützten Gebäuden oder zum Bau von Recycling-Häusern wieder verwendet werden können. Dies können z.B. Türen, Geländer, Beschläge, Roll-Läden oder Vorhang-Jalousien, Fußbodenbeläge, Dachpfannen, Ziegel, Steine, oder ganze Fachwerke sein.

Verwertbare, nicht mineralische Materialien der konstruktiven Bauelemente demontieren und getrennt erfassen.

Konventionelle Demontage bzw. Abbruch aller zu entsorgenden Abfälle der Rohbaukonstruktionen.

Entscheidend bestimmt wird die Rückbautiefe vom vorhandenen Entsorgungsmarkt. Aus Kostengründen wird zunächst nur an die Demontage der wirklich vermarktungsfähigen Abfälle gedacht. Darüber hinaus sollte aber jeder nachhaltig wirtschaftende Betrieb auch die ökologischen Aspekte nicht vergessen und mit einem selektiven Rückbau die Verwertung der Abfälle ermöglichen.

Auf die Entsorgungsmöglichkeiten für die demontierten Bauteile und Baustoffe wird im nächsten Kapitel eingegangen. Ausführliche Hinweise zur Planung von Rückbaumaßnahmen finden Sie auch in der „Arbeitshilfe Recycling“ des Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen.